Zwei Weg Blog
Dienstag, 24. September 2019

Achtes Kapitel

                 Achtes Kapitel 

Revolution Dolls nannten die sich, das war eine total abgefahrene, weibliche punk band. Angezogen wie puppen, blasz geschminkt, sahen alle irgendwie gleich aus, fast eine horde von zwillingen – weil viele fans genauso rumliefen. Die hatten damals gerade die sechste single veroeffentlicht, noch kein longplayer, nur 7-inches, welche bei einem kleinen label namens Dollhouse Records rauskamen. Dieses wiederum gehoerte deren manager, Ken Schmitt, der hatte so gar nichts vom rock und schon gar keinen punk. Buerstenschnitt, glattrasiert, braungebrannt, ein beschissener anzug mit passendem hemd plus hals- wie steck-tuch. Der gepflegte auftritt wurde mittels hochpolierter leder-schluepfer abgerundet. Im schlepptau hatte er stets so einen riesengroszen, kraeftig gebauten typen, einen ehemaligen seemann, der für ihn die gagen vorab kassierte und auf die musikerinnen aufpaszte. Waehrend der auftritte stand er immer neben der buehne und falls irgendein ueberdrehter fan seinen schuetzlingen zu nahe kam, sorgte diese Popeye-figur für ordnung. Trotz dieser fan-distanz - oder gerade deswegen - wurde die formation immer populaerer, zu einem gewichtigen teil via mundpropaganda. Zuletzt waren auch die medien aufgesprungen, da man permanent vor ausverkauften haeusern spielte, die konnten sie nicht mehr ignorieren. Wohl auch weil Schmitt bewuszt immer etwas zu kleine lokalitaeten buchte.

Jedenfalls war Frank froh ein ticket erwischt zu haben und traf vor ort, an der bar, auf Wolfgang. Das war eine freude. Der war wiederum mit seinem bosz gekommen, dessen laden diese truppe von anfang an unterstuetzt hatte und der, laut geruechten, auch schon einiges spielgeld an besagten manager verloren haben soll. Schmitt war naemlich ein abgebruehter zocker in jeder hinsicht, hatte jeden bluff drauf und deshalb Jimmy schon das eine oder andere mal bis auf die unterhose ausgenommen. Dieses wiedersehen der beiden ehemaligen schulkamaraden, nach langer zeit, wurde angemessen begossen und als die show vorbei war, ging man noch zu dritt, also mit dem plattenladen-besitzer, in einen anderen schuppen. So kam es dann, dasz Frank, nach unzaehlbaren drinks sowie endlosem geplauder ueber musik, den teilzeit-job im Veni Vidi Vinyl erhalten hatte. Weil mittlerweile zu den staerkeren geschaeftszeiten sowieso hilfe vonnoeten war. Ohnehin bereits mal thema im laden gewesen. Wolfgang brachte somit hierfuer, zu vorgerueckter stunde, seinen kameraden ins spiel und liesz nicht mehr locker. Nach etwas bedenkzeit plus der alten leier von den kosten, willigte Jimmy ein.

Die Revolution Dolls wiederum hatten ein jahr spaeter bereits ihre zehnte single veroeffentlicht. Mittlerweile waren sie damit im vertrieb einer der groszen firmen, tourten bereits um die welt und setzten jede menge merchandise ab. Zum verkauf kam alles moegliche, punk diente fuer diesen zweck nur als symbol, deshalb ging das ganze weg wie geschnittenes brot. Blosz zeigte all dies null auswirkung auf den lebensstandard der protagonistinnen. Die bekamen immer noch ein woechentliches taschengeld von Schmitt und dieses war knapp bemessen. Was frueher oder spaeter zu miszstimmung fuehren muszte. =Was braucht ihr geld, ihr seid entweder auf tour oder im studio, seht die ganze welt, bekommt zu essen & trinken, kleidung sowie medizinische versorgung, habt ein dach ueber den koepfen, werdet betreut, das alles kostet geld=, war der standpunkt des managers dazu. =Wir sind keine marionetten, koennen das nicht ewig machen und wollen dafuer einen fairen anteil sehen=, schlug Katana mal vor versammelter truppe auf den tisch und wurde durch Hina ein paar tage spaeter ersetzt. Die anderen hielten still, machten weiter als waere nichts geschehen. Ken Schmitt war einfach ein knallharter geschaeftsmann, dem ging es nicht um musik, revolution, einzelne personen, eine einstellung oder gar kunst, sondern blosz um ertrag und daher zwinkerte er kein biszchen, wenn jemand über die planken springen muszte. Hin & wieder sollte man ohnehin ein zeichen setzen, stand dafuer wohl im handbuch fuer halsabschneider.

Es war ja nicht der erste act, den er managte und es wird definitiv nicht der letzte gewesen sein. Dieser typ schuerfte nach edelsteinen, schliff sie zurecht und verkaufte sie, wenn die zeit reif war, mit gewinn. Gefuehle hatten da keinen platz. Die naechsten rohdiamanten hatte er bereits entdeckt. Ein ehepaar, das gemeinsam musizierte, in perfekter harmonie – obwohl sie privat oft stritten. Schrieben ihre songs selbst und spielten mehrere instrumente. Bei deren liedgut war alles liebe, honig, eierkuchen. Keine wolke truebte die heile welt, welche sie in ihren musikstuecken vorgaukelten. Die brachten selbst steine zum weinen – bis auf Schmitt, der hatte sich angeblich mithilfe eines knebelvertrages alle rechte gesichert, wie damals gemunkelt wurde. Im gegenzug dafuer bereits einen 5-alben-deal bei einem der big players ausgehandelt und war dabei guter hoffnung auf ordentlich profit. Was kurz danach realitaet zu werden schien, als deren erstling in die top-20 marschierte. Hier war wirklich eine menge potential vorhanden. Ken wollte sich fuers erste intensiver um dieses duo kuemmern und verkaufte bald darauf den managment- wie label-vertrag dieser Dolls, woran er ohnehin das interesse verloren hatte, an den vertrieb. Angeblich ohne den maedels etwas mitzuteilen, die wurden vor vollendete tatsachen gestellt. Was aus ihnen dann wirklich geworden ist, war nicht ganz klar, denn sie verschwanden irgendwie vom radar. Man hoerte einfach nichts mehr musikalisches von denen. Eine zeitlang hiesz es, sie wuerden, nach umbesetzungen, an ihrem ersten longplayer arbeiten, doch der kam einfach nicht, sondern eine singles-compilation, waehrend dieses ehepaar mit jeder auskoppelung vom album, hand in hand die charts hinaufwanderte. Schmitt ging mit der kollekte hintennach.

Zu den auftritten fuhr man publicity-traechtig in einem generalsanierten, alten bus, welcher bunt angemalt war. Der fahrer dazu nannte sich Bruder Jakob, soll ein ehemaliger moench gewesen sein, der nach seinem austritt aus dem orden im gefaengnis gelandet war. Dort lernte er, laut geruechten, Schmitt´s nunmehrigen bodyguard kennen und der hatte ihm in weiterer folge diesen job verschafft. Dieser Jakob verliesz das kloster damals, weil er, nach eigenen angaben, die freiheit schmecken wollte – mit allem was dazugehoert. So erzaehlte es dieser bruder zumindest als er, im rahmen eines auftritts des duos in der stadt, im Veni Vidi Vinyl store auftauchte. Er sollte für seinen chef die platte eines geschwisternpaares auftreiben, welches mit dem gleichen dreh wie dessen schuetzlinge arbeitete. War leider nicht vorraetig, doch der fahrer blieb trotzdem etwas laenger, weil ihm Jimmy ein bier spendierte. Wie zu erfahren war, duerfte besagter bruder von der freiheit ein zu ueppiges stueck abgebissen haben. So landete er wegen einer angeblich laeppischen wirtshaus-schlaegerei im knast. Zwei gebrochene kiefer und eine nase als draufgabe hatte er zu verantworten, wie andere quellen berichteten. Dort sasz bereits Iwan, besagter mann fuers grobe, ebenfalls wegen gewaltdelikten, munkelte man. Beide verstanden sich auf anhieb. Zwei jahre spaeter traf man sich abermals, ersterer als lokaler security und letzterer eben im gefolge von Ken Schmitt. Man hob anschlieszend ein paar drinks auf die alten zeiten und blieb in kontakt. Mit start der neuen mission zog man an einem strang, trat fortan mit geballter kraft auf, im sinne von kunst & kultur - so oder aehnlich wollte er das verstanden haben. Wie auch immer, bevor er den record shop wieder verliesz, landete noch die gesamte belegschaft plus Samuel auf der gaesteliste.

Montag, 16. September 2019

Siebentes Kapitel

                Siebentes Kapitel 

Es kamen immer mehr besucher zu den shows, der longplayer stieg in noch hoehere chart-regionen und Weber versorgte die presse mit weiteren luegengeschichten. Die spirale drehte sich unaufhoerlich. Als naechstes kamen 22 ausverkaufte live-konzerte im vorprogramm eines top-acts. Zusaetzlich hatte der manager für jeden konzerttag eine fertige komposition verlangt, denn fast anschlieszend war bereits wieder das studio fuer werk nummer drei reserviert. Dieses sich permanent drehende hamsterrad, in dem sich die Candy Lovers befanden, hinterliesz sichtbare spuren. Waehrend der besagten platten-aufnahmen erlitt Candy einen zusammenbruch und wurde ins spital eingeliefert. Ruhe wurde angeordnet, keine weiteren verpflichtungen konnten wahrgenommen werden. Somit wurde ein live-album eingeschoben, ein mitschnitt dieser sueszwaren-sause, um das feuer am koecheln zu halten. Im zuge der ganzen aufregung stieg Walter, der gitarrist, aus. Seine parts spielte dann ein studiomusiker ein und irgendwie wurde der drittling schluszendlich doch noch fertiggestellt. Praesentiert wurde das teil diesmal im rahmen einer musikmesse. Blieb infolge jedoch hinter den erwartungen zurueck und wurde von der journaille teilweise als abgelaufen oder ranzig tituliert. Die protagonisten gingen vorerst in deckung, live ging momentan ohnehin nichts, man muszte sich erst mal konsolidieren.

Mehr denn je draengte Weber die saengerin zu einer solo-karriere, bearbeitete sie, unter mithilfe der plattenfirma, nach allen regeln der kunst. Dabei war Candy ohnehin angeschlagen, in jeder hinsicht, der ganze druck wurde ihr zu viel, sie wollte blosz luft zum atmen haben und willigte schluszendlich ein. Die verdutzten kollegen erfuhren es aus den medien, die formation war geschichte, ein „best of“ die folge. Bald darauf veroeffentlichte Candy Darling ihre erste single, eine neuinterpretation eines alten songs, modern arrangiert. Schaffte immerhin die top-20. Die kuenstlerin wurde zwecks promotion zu fernseh- wie radio-stationen geschickt und für die presse gab es schicke promo-ware plus intime geschichten. Die zweite einspielung erschien mediengerecht zu ihrer gehypten hochzeit mit Michel Weber. Man raetselte bereits was als naechstes anstuende, ein album oder nachwuchs? Unerwarteterweise machte die scheidung das rennen. Unueberbrueckbare differenzen lautete die erklaerung hierfuer.

Geschaeftlich bekam sie ihn jedoch nicht so leicht wieder los. Die erste langspielplatte unter eigenem namen stand als naechstes am plan. Nur eine von Candy´s kompositionen schaffte es da drauf. Eventuell auch eine art von rache ihres ehemaligen gatten. Jedenfalls traf dies die kuenstlerin bitter. Auf der darauffolgenden tour ertrank sie aerger wie kummer massiv, die reise muszte abgebrochen werden und ein weiterer krankenhausaufenthalt war die folge. Wieder halbwegs genesen wollte sie ihrer karriere eine neue richtung geben, nochmals durchstarten, eigene songs singen, welche sie im krankenbett geschrieben hatte. Dasz dies nicht leicht werden wuerde, war ihr klar, doch sie muszte es probieren, das war sie sich selbst schuldig. Verschanzte sich daher auf eigene kosten im studio um material einzuspielen, welches schluszendlich posthum erschien. Niemand konnte oder wollte genau sagen was schief gegangen war. Sie war so engagiert, voller mut und wurde irgendwann vom reinigungspersonal tot auf der studio-couch gefunden. Eine mischung aus alkohol und drogen gaben ihr, laut berichten, den rest. Beim begraebnis musizierte die alte combo – oder was von ihr uebrig war – und Weber hielt eine traenenreiche ansprache, die man bereits vorab in der zeitung lesen konnte. Besagter solo-longplayer wurde ein ordentlicher erfolg. Als draufgabe gab es noch etwas mit outtakes sowie alternativen versionen, danach folgte ein live-mitschnitt und all das wurde abschlieszend noch zu einem weiteren „best of“ verwurstet. Auch die alten Lovers-scheiben wurden erfolgreich neuaufgelegt. Weber´s agentur hat heute mehr als fuenfzig kuenstler wie kuenstlerinnen unter vertrag. Mit ca. 5 prozent davon war er verheiratet.

Wolfgang hatte in all der zeit nichts mehr von Candy gehoert, der kontakt war total abgebrochen. Die briefe, welche er ihr anfangs noch schrieb, kamen stets ungeoeffnet retour. Er hatte natuerlich ihren aufstieg aus der ferne mitverfolgt, das mit der hochzeit plus darauffolgender scheidung mitbekommen und selbstverstaendlich auch von ihrem tragischen tod aus den medien erfahren. Trost fand er ohnehin bald nachdem er abserviert wurde, in den armen einer schauspielerin, die zwecks dreharbeiten in der naehe zu tun hatte und bei diesen er angeblich als komparse engagiert war. Das hielt natuerlich gleichfalls nicht ewig, weil die karawane weiterzog und er nicht mehr gebraucht wurde. Doch er war kein kind von traurigkeit, nahm das leben wie es kam, ohne lange darueber nachzudenken. Hatte laengst bei Jimmy zu arbeiten begonnen, war einfach zur richtigen zeit am richtigen ort gewesen und ergatterte diesen traumjob, wovon Frank gar nicht wuszte, dasz er ueberhaupt zur vergabe stand. Aber Wolfgang hatte ihn damals sofort ins spiel gebracht, als der aushilfs-job aktuell wurde. Er war eben ein verlaeszlicher freund, den er, wie bereits erwaehnt, seit der schule kannte. Eine zeit lang saszen sie sogar gemeinsam auf der eselsbank. Das war der letzte tisch rechts hinten, der für jede stoerung des unterrichts automatisch verantwortlich gemacht wurde. Also jene ecke, die stets das fett abbekam, egal wer stoerte. Die sitzordnung wurde dann im laufe der zeit aber wieder aufgeloest. Ploetzlich stellte man eines tages alle tische in einem groszen kreis auf und das lehrpersonal war, wie zeremonien-meister, mittendrin. Mit der zeit wurde auch dies wieder geaendert, alles drehte sich schneller, neue methoden kamen & gingen, um den lernerfolg zu steigern, doch kein noch so ausgekluegelter sitzplan machte die noten der beiden besser. Sie schwammen irgendwie im strom mit und wurden danach an land gespuelt, muszten ploetzlich auf eigenen beinen stehen. Infolge verloren sie sich aus den augen, jeder ging seinen weg. Jahre spaeter traf man sich ueberraschend auf dem konzert einer schraegen gruppe wieder.

Dienstag, 10. September 2019

Sechstes Kapitel

              Sechstes Kapitel 

Da hatte ihr Frank etwas voraus, er war bereits mitten im musik-geschaeft. Okay, teilzeit im plattenladen, ist, auf die filmindustrie umgelegt, ungefaehr so viel movie-business wie daumenkino. Jedoch immerhin ein anfang, den ihm sein alter freund Wolfgang geebnet hatte und wofuer er diesem dankbar war. Gut, mitunter kam es zu spannungen, weil der seine laengere erfahrung sowie bessere stellung raushaengen liesz, doch er meinte es nicht boese, das war so seine art. Ihm fiel eben immer alles leichter, war schon immer so. Brauchte auch bei den frauen nie grosze reden schwingen, denn was er von sich gab, das sasz. Obwohl er definitv kein poster-boy war, eher gewoehnlich. Trotzdem, schon in der schule steckte er permanent mit diesem engel aus der parallelklasse zusammen, da wuszte Frank noch nicht mal, dasz es groebere unterschiede zwischen jungs und maedels gab. Bald nach der schule hatte Wolfgang eine liason mit dieser thekenkraft aus dem live-club im alten viertel, die viel aelter war als er und ihm zeigte, wo der schatz vergraben war. Oder noch spaeter, jene saengerin, von dieser harten rock band aus der nachbarstadt, welche jahrelang quasi ueberall um ein butterbrot aufspielte und schluszendlich ueber nacht beruehmt wurde. Diese frontfrau war wohl seine groeszte eroberung - fand zumindest Frank.

Candy Lovers hiesz die truppe und sie nannte sich Candy Darling. Da war interesse natuerlich vorprogrammiert. Wenn die lady auf der buehne stand, dann hatte sie das publikum fest im griff, alles hoerte auf ihre kommandos. Irgendwie mystisch und man hatte stets das gefuehl, die waeren einfach im kommen - frueher oder spaeter. Jedenfalls sah er Wolfgang damals ploetzlich hand in hand mit ihr herummarschieren und der stellte sie ihm dann auch vor. Als wueszte Frank nicht wer sie war – laecherlich, die gruppe trat doch permanent irgendwo in der gegend auf. Jedenfalls wirkten die zwei dermaszen verbunden, als wuerden sie auf einer wellenlaenge dahinsurfen. Oder waren die blosz auf dem selben zeugs unterwegs? Deren konzerte wirkten ja ohnehin wie eine art von trip. Jedenfalls sah er seinen alten schulkollegen danach eine laengere zeit nicht, er war anscheinend permanent im schlepptau dieser Candy unterwegs. Ungefaehr bis die truppe ploetzlich zuendete, da war er dann wieder zurueck.

Motor der karriere-explosion war Michel Weber, ein kleinwuechsiger trittbrettfahrer der musikszene, welcher stets nach der eintrittskarte ins grosze geschaeft ausschau hielt und wenn es an einem act etwas zu verdienen gab, dann maximal fuer ihn. Seine duerftige haarpracht war zumeist mit gel zurueckfriesiert und er hatte fast immer eine zigarre im mundwinkel haengen. Als niederlassung diente fuer gewoehnlich ein buero, in dem er praktisch nie anzutreffen war. Jedenfalls sah er damals die Candy Lovers zufaellig in einer art biker-treff auftreten und war vor allem von der saengerin, bei der die trinkfidele meute bereits johlte, wenn sie blosz herumtaenzelte, total hingerissen. Da er den veranstalter natuerlich kannte, war er bereits vor der zugabe hinter der buehne. Anschlieszend, bei einem gemeinsamen gespraech, lobte er die band ueber den gruenen klee, stellte ihnen eine ordentliche karriere in aussicht und lud sie zwecks vertragsverhandlungen in sein ominoeses buero ein. Als er gegangen war, spottete Wolfgang, der inzwischen hinzugekommen war, noch ueber ihn, ohne zu ahnen, dasz schluszendlich er der bloede sein wuerde.

Beim ausgemachten termin erlaeuterte Weber der truppe, was er ihnen alles bieten wuerde – plattenaufnahmen, tour im vorprogramm eines namhaften acts, fernsehauftritte et cetera. Da unterschrieben sie blind. Deren groeszter traum war ohnehin, ihre musik vor so vielen leuten wie moeglich zu praesentieren. Was hatten die zu verlieren? So nahm das schicksal seinen lauf, den plattenvertrag gab es gleich über 7 alben – wahnsinn, die waeren schon froh gewesen eines zu machen. Ueberraschenderweise hatte dann der manager bei der produktion einiges mitzureden. Verschiedene musiker wurden eingebracht, damit es besser klingt. Mitunter wuszten die bandkollegen nicht, dasz ein aufnahmetag gebucht war, somit war nur Candy im studio, die Weber ganz grosz rausbringen wollte - am besten als solo-artist. Wogegen Wolfgang von ihr ferngehalten wurde, einfach nicht mehr an sie ran kam. Als das debuet auf den markt kam, ging es fuer die truppe sofort auf ochsentour. Anfangs einige club-gigs in eigener sache, wobei Weber jedes mittel recht war, um aufsehen zu erzeugen und etwas presse abzubekommen. So trug die saengerin bei einer show transparente unterwaesche und die jungs wurden im vorfeld einer anderen verhaftet, weil sie bei einer tankstelle gegen die zapfsaeulen gepinkelt hatten, da der tankwart die schlueszel fuer die sanitaerraeume nicht rausruecken wollte. Anschlieszend gaben sie das vorprogramm für einen rock-saenger, der gerade mit zwei songs in den unteren chart-regionen vertreten war. Da war dann intern das lager bereits in zwei teile gespalten. Candy war der eine und die anderen, die Lovers, der zweite. Michel arbeitete wie ein virus um an sein ziel zu kommen. Trotzdem ging die konzertreise gut sowie erfolgreich zu ende, sie hatten sich mittlerweile einen passablen bekanntheitsgrad erspielt, der zeitdruck liesz keine weiteren streitereien zu.

Kaum daheim angelangt, stand bereits die naechste recording-session am programm, die fans brauchten nachschub. Diesmal sollte alles noch aufwendiger ablaufen. Um die belastung ertraeglich zu machen, wurde an medikamenten nicht gespart. Weber selbst gab den onkel doktor, verteilte alles rezeptfrei. Jedoch wollte die truppe diesmal alles selbst einspielen, in mittlerweile ungewohnter einigkeit tat sie dies kund. Okay, da mußte die gegenseite die zuegel mal etwas lockern, dafuer wurde jedoch ein erfahrener produzent engagiert, um professionelles arbeiten zu gewaehrleisten. Die richtige mischung gaebe den ausschlag, liesz Weber wissen. Da am schlusz angeblich nicht genuegend taugliches song-material vorhanden war, wurden noch fremd-kompositionen ins spiel gebracht. Geben & nehmen lautete das zitat hierzu. 20 harte aufnahmetage und eine beinahe-ueberdosis des schlagzeugers spaeter, war das produkt ordentlich durchgemischt im kasten. Ein paar wochen darauf gab es die praesentation des zweitlings in einer stillgelegten sueszwarenfabrik. Da gab es dann jede menge baloons, girlanden und lampions. Sueszigkeiten regnete es von der decke, in buntes papier gewickelte kellnerinnen servierten drinks und die hauptattraktion spielte ein 45-minuetiges set, das in einer tortenschlacht endete. Die einen meinten es waere einer von Weber´s publicity-stunts gewesen, die anderen schwoerten es war der anfang vom ende.

Die unmittelbar darauffolgende tournee, diesmal in hallen, bestritt ein neues line-up. Schlagwerker Boris wurde ersetzt und verschwand komplett von der bildflaeche, wogegen ein keyboarder die besetzung verstaerkte. Mehr moeglichkeiten, besserer sound sowie am puls der zeit wuerde das ganze sein, meinte Michel. Das label und auch Candy stimmten ihm zu. Oder vielmehr schien ihr mittlerweile alles gleichgueltig zu sein, sie driftete einfach dahin.

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