Siebentes Kapitel
Siebentes Kapitel
Es kamen immer mehr besucher zu den shows, der longplayer stieg in noch hoehere chart-regionen und Weber versorgte die presse mit weiteren luegengeschichten. Die spirale drehte sich unaufhoerlich. Als naechstes kamen 22 ausverkaufte live-konzerte im vorprogramm eines top-acts. Zusaetzlich hatte der manager für jeden konzerttag eine fertige komposition verlangt, denn fast anschlieszend war bereits wieder das studio fuer werk nummer drei reserviert. Dieses sich permanent drehende hamsterrad, in dem sich die Candy Lovers befanden, hinterliesz sichtbare spuren. Waehrend der besagten platten-aufnahmen erlitt Candy einen zusammenbruch und wurde ins spital eingeliefert. Ruhe wurde angeordnet, keine weiteren verpflichtungen konnten wahrgenommen werden. Somit wurde ein live-album eingeschoben, ein mitschnitt dieser sueszwaren-sause, um das feuer am koecheln zu halten. Im zuge der ganzen aufregung stieg Walter, der gitarrist, aus. Seine parts spielte dann ein studiomusiker ein und irgendwie wurde der drittling schluszendlich doch noch fertiggestellt. Praesentiert wurde das teil diesmal im rahmen einer musikmesse. Blieb infolge jedoch hinter den erwartungen zurueck und wurde von der journaille teilweise als abgelaufen oder ranzig tituliert. Die protagonisten gingen vorerst in deckung, live ging momentan ohnehin nichts, man muszte sich erst mal konsolidieren.
Mehr denn je draengte Weber die saengerin zu einer solo-karriere, bearbeitete sie, unter mithilfe der plattenfirma, nach allen regeln der kunst. Dabei war Candy ohnehin angeschlagen, in jeder hinsicht, der ganze druck wurde ihr zu viel, sie wollte blosz luft zum atmen haben und willigte schluszendlich ein. Die verdutzten kollegen erfuhren es aus den medien, die formation war geschichte, ein „best of“ die folge. Bald darauf veroeffentlichte Candy Darling ihre erste single, eine neuinterpretation eines alten songs, modern arrangiert. Schaffte immerhin die top-20. Die kuenstlerin wurde zwecks promotion zu fernseh- wie radio-stationen geschickt und für die presse gab es schicke promo-ware plus intime geschichten. Die zweite einspielung erschien mediengerecht zu ihrer gehypten hochzeit mit Michel Weber. Man raetselte bereits was als naechstes anstuende, ein album oder nachwuchs? Unerwarteterweise machte die scheidung das rennen. Unueberbrueckbare differenzen lautete die erklaerung hierfuer.
Geschaeftlich bekam sie ihn jedoch nicht so leicht wieder los. Die erste langspielplatte unter eigenem namen stand als naechstes am plan. Nur eine von Candy´s kompositionen schaffte es da drauf. Eventuell auch eine art von rache ihres ehemaligen gatten. Jedenfalls traf dies die kuenstlerin bitter. Auf der darauffolgenden tour ertrank sie aerger wie kummer massiv, die reise muszte abgebrochen werden und ein weiterer krankenhausaufenthalt war die folge. Wieder halbwegs genesen wollte sie ihrer karriere eine neue richtung geben, nochmals durchstarten, eigene songs singen, welche sie im krankenbett geschrieben hatte. Dasz dies nicht leicht werden wuerde, war ihr klar, doch sie muszte es probieren, das war sie sich selbst schuldig. Verschanzte sich daher auf eigene kosten im studio um material einzuspielen, welches schluszendlich posthum erschien. Niemand konnte oder wollte genau sagen was schief gegangen war. Sie war so engagiert, voller mut und wurde irgendwann vom reinigungspersonal tot auf der studio-couch gefunden. Eine mischung aus alkohol und drogen gaben ihr, laut berichten, den rest. Beim begraebnis musizierte die alte combo – oder was von ihr uebrig war – und Weber hielt eine traenenreiche ansprache, die man bereits vorab in der zeitung lesen konnte. Besagter solo-longplayer wurde ein ordentlicher erfolg. Als draufgabe gab es noch etwas mit outtakes sowie alternativen versionen, danach folgte ein live-mitschnitt und all das wurde abschlieszend noch zu einem weiteren „best of“ verwurstet. Auch die alten Lovers-scheiben wurden erfolgreich neuaufgelegt. Weber´s agentur hat heute mehr als fuenfzig kuenstler wie kuenstlerinnen unter vertrag. Mit ca. 5 prozent davon war er verheiratet.
Wolfgang hatte in all der zeit nichts mehr von Candy gehoert, der kontakt war total abgebrochen. Die briefe, welche er ihr anfangs noch schrieb, kamen stets ungeoeffnet retour. Er hatte natuerlich ihren aufstieg aus der ferne mitverfolgt, das mit der hochzeit plus darauffolgender scheidung mitbekommen und selbstverstaendlich auch von ihrem tragischen tod aus den medien erfahren. Trost fand er ohnehin bald nachdem er abserviert wurde, in den armen einer schauspielerin, die zwecks dreharbeiten in der naehe zu tun hatte und bei diesen er angeblich als komparse engagiert war. Das hielt natuerlich gleichfalls nicht ewig, weil die karawane weiterzog und er nicht mehr gebraucht wurde. Doch er war kein kind von traurigkeit, nahm das leben wie es kam, ohne lange darueber nachzudenken. Hatte laengst bei Jimmy zu arbeiten begonnen, war einfach zur richtigen zeit am richtigen ort gewesen und ergatterte diesen traumjob, wovon Frank gar nicht wuszte, dasz er ueberhaupt zur vergabe stand. Aber Wolfgang hatte ihn damals sofort ins spiel gebracht, als der aushilfs-job aktuell wurde. Er war eben ein verlaeszlicher freund, den er, wie bereits erwaehnt, seit der schule kannte. Eine zeit lang saszen sie sogar gemeinsam auf der eselsbank. Das war der letzte tisch rechts hinten, der für jede stoerung des unterrichts automatisch verantwortlich gemacht wurde. Also jene ecke, die stets das fett abbekam, egal wer stoerte. Die sitzordnung wurde dann im laufe der zeit aber wieder aufgeloest. Ploetzlich stellte man eines tages alle tische in einem groszen kreis auf und das lehrpersonal war, wie zeremonien-meister, mittendrin. Mit der zeit wurde auch dies wieder geaendert, alles drehte sich schneller, neue methoden kamen & gingen, um den lernerfolg zu steigern, doch kein noch so ausgekluegelter sitzplan machte die noten der beiden besser. Sie schwammen irgendwie im strom mit und wurden danach an land gespuelt, muszten ploetzlich auf eigenen beinen stehen. Infolge verloren sie sich aus den augen, jeder ging seinen weg. Jahre spaeter traf man sich ueberraschend auf dem konzert einer schraegen gruppe wieder.