Neuntes Kapitel
Robin & Lara, besagtes himmlisches duo, lernten sich vor jahren im rahmen einer musical-produktion kennen und damals auch lieben. Beide sangen im chor, wollten jedoch mehr, ihr ziel war das grelle scheinwerferlicht, welches fuer gewoehnlich nur ganz vorne leuchtet, an der kante. Als das engagement auslief, machte man gemeinsame sache – auf & abseits der buehne. Musikalisch ergaenzten sich die beiden wirklich groszartig. Schmitt registrierte dies, wie so oft, vor allen anderen, bereits als er sie im zuge einer supermarkt-eroeffnung am dortigen parkplatz auftreten sah. Bei freibier & gratis hot dogs, fuer alle die kamen, intonierten sie top 40 material der letzten 15 jahre. Schon nach dem zweiten set hielt er ihnen einen unterschriftsfertigen vertrag unter die nasen. Was hatten die zu verlieren, ein engagement beim schluszverkauf?
Anschlieszend schickte er sie mit einer hoffnungsreichen folk-saengerin, deren manager ihm etwas schuldete, auf provinztour. Bei den letzten konzerten dieser serie war die reihenfolge bereits umgedreht worden. Robin & Lara waren der hit auf jeder etappe. Von da an wollte man naegel mit koepfen machen und das lief auch, die beiden schienen sowohl willig als auch unschlagbar zu sein. Das einzige problem, welches sich mittlerweile abzuzeichnen begann, war, dasz Robin sich der weiblichen fans im publikum nicht erwehren wollte. Es dauerte nicht lange, da bestand er auf eine eigene garderobe, um sich besser vorzubereiten beziehungsweise entspannen zu koennen. Letzteres war ihm ein besonderes anliegen. Interne streitereien waren unausweichlich. Schluszendlich forderte er einen seperaten bus. Ken las ihm ordentlich die leviten, waehrend der zweite longplayer abermals die hitparaden raufzog. Eine ansammlung an fremdmaterial wurde dafuer eingespielt, um, trotz fehlenden originalen, den markt zu befriedigen. Dies lief dermaszen gut, dasz der manager daraufhin, waehrend des sommerlochs, ein weihnachts-album in auftrag gab. Mit Bruder Jakob als co-produzenten, weil das wuerde am back-cover einfach gut rueberkommen, erklaerte er den beiden. Dieses werk sollte dann zum feiertagsgeschaeft die laeden erobern. Aufnahme-pausen nuetzte Robin für fanarbeit in einem nahen bungalow, den er extra angemietet hatte. Als er dann einmal erst gar nicht im studio erschien, schickte Schmitt veraergert Jakob & Iwan aus, um ihn, wie er meinte, an seinem verdammten schwanz herzuziehen. Okay, ganz so lief es dann nicht ab, doch zimperlich duerften die beiden nun auch nicht gewesen sein, denn der kuenstler beschwerte sich anschlieszend lauthals über die behandlung, muszte angeblicherweise verarztet werden und drohte alles hinzuschmeiszen. Der rest der session ging jedoch reibungslos ueber die buehne.
Zwei monate spaeter sollte es für Robin & Lara abermals auf tour gehen, doch ersterer tauchte nicht auf. In einem abgelegenem motel wurde er schlieszlich von einem zimmermaedchen mit toedlichen kopfverletzungen gefunden. Das schlug medial ein wie eine bombe, die zeitungen waren voll damit, es lief weiters auf allen kanaelen, zum gespraechsthema nummer eins taugte es gleichfalls, von friseur bis waschsalon. Die plattenfirma veroeffentlichte umgehend diese weihnachts-aufnahmen, auch wenn es eigentlich noch zu frueh dafuer war. Ein fersehfilm zu diesem drama, mit eigenwilligen schluszfolgerungen, war bald abgedreht und bescherte tolle einschaltquoten. Der dazupassende, nachgeschobene soundtrack, wobei bekannte duos die songs von Robin & Lara neuinterpretierten plus deren cover-versionen abermals coverten, schosz an die spitze der hitparaden. Diese geschichte, mit immer wieder neuen, unbewiesenen hintergruenden, war sogar als hoerspiel noch ein erfolg. Bekannte schauspieler wie schauspielerinnen sprachen die rollen und sangen mitunter auch. Angeblich war auch ein musical in planung, was wiederum eine art rueckkehr zu den anfaengen der beiden gewesen waere, ist aber unklar, ob & wie es je realisiert wurde. Es gab naemlich ploetzlich streitereien um rechte und in weiterer folge flaute das interesse an der sache wieder ab.
Somit ist es auch nicht verwunderlich, dasz die angelegenheit eigentlich nie ganz aufgeklaert wurde. Es gab zwar beschuldigungen, verhaftungen, anklagen, jedoch konnte nichts richtig bewiesen werden, obwohl es eigentlich verdaechtige genug gab. Am schlusz waren nicht alle beweise brauchbar, etwaige zeugen unauffindbar oder manche konnten sich nicht mehr richtig erinnern. Abschlieszend paszte nichts mehr zusammen. So hatte Lara bald danach das land verlassen und lebte nunmehr, wie mal in magazinen zu lesen war, im ausland als erfolgreiche malerin. Ken Schmitt tauchte scheinbar einige zeit unter, war aber immer wieder ein thema, wenn irgendwelche aufstrebende acts vertraege abschlossen. Was aus seinen beiden einstigen handlangern wurde ist nicht ganz klar. Boese zungen behaupteten gerne, die waeren laengst wieder eingebuchtet worden.
Irgendwie war das Veni Vidi Vinyl ja knapp dran an der sache. Hatte offensichtlich nichts mit dem verbrechen zu tun, doch man kannte mehr oder weniger die beteiligten. Dies galt vor allem für Jimmy. Der sprach jedoch nicht gerne ueber die sache. Natuerlich tauchten damals gelegentlich zeitungs- wie fernseh-teams im laden auf, doch er warf sie alle raus, wollte da nicht mehr als notwendig hineingezogen werden, auf solche promotion konnte er verzichten. Wurde ohnehin von ermittlern dazu befragt. Gut, er kannte Schmitt vom zocken, der fahrer war wie gesagt mal im laden und beim lokalen konzert durfte die belegschaft backstage kurz “hallo” sagen. Das war es aber, soweit bekannt war. Doch fuer Wolfgang sowie Frank war das ganze nun eher unangenehm, weil sie nicht richtig wuszten, was eigentlich los war, wie es aussah. Nicht dasz der laden ueber nacht dicht machte, weil der besitzer doch, in welcher weise auch immer, etwas damit zu tun hatte. Oder gar ein neuer eigentuemer auftauchte. Was ja nicht das erste mal gewesen waere, wenn man die gesamte geschichte des inhabers betrachtete. Samuel, bei alldem eigentlich nur blinder passagier, meinte stets, dasz Jimmy da irgendwie involviert gewesen waere, sicher noch schulden zu begleichen gehabt haette oder aehnliches. Dazu lachte er immer so boesartig, was jedoch wohl an all den gangster-filmen lag, die er so gerne guckte.