Drittes Kapitel
Drittes Kapitel
Blieb aber nicht bei dem einen mal, wo eine vom eigentuemer des Veni Vidi Vinyl stores gezuendete karriere-rakete nach hinten losging. Scheinwerfer auf Sad Robert Miller, so hiesz oder nannte der sich, stand mitunter an allen moeglichen hausecken der stadt beziehungsweise trat gelegentlich in verpiszten kellerlokalen auf. Drosch in seine verstimmte gitarre und jammerte dazu seine selbstverfaszten verse. Damit war er auch Jimmy aufgefallen, der sich, nachdem er die frau plus band sowie gefuehlt eigentlich alles verloren hatte, immer noch nicht richtig erholt hatte. Miller´s traurige, sparsam arrangierte musik ware wie opium fuer den vom schicksal gepeinigten, er konnte gar nicht mehr genug davon bekommen. Fand die ganze welt sollte dieses geklage hoeren, diesen schmerz fuehlen. Daher tauchte er kuenftig immer wieder mal vor ort auf, wenn Robert musizierte. Mitunter auch mit freunden oder bekannten. Spendierte dem kuenstler fuer gewoehnlich einen drink oder zwei, sah in ihm einen leidensgenossen. Schluszendlich lud er den musiker ein, doch in seinem verbliebenen laden zu performen. Da wurden dann sogar erfrischungen gereicht, somit kam zusaetzliche kundschaft, die man sonst nicht sah. Darum wurde es wiederholt & wiederholt.
Um das ganze abzukuerzen, Jimmy kannte vom kartenspielen jemanden, der hatte ein kleines kellerstudio. Dieses war duerftig eingerichtet und paszte somit prima zu den arragements des Sad Robert Miller. An einem wochenende wurden dort, mit Jimmy als produzenten - da fuehrte naemlich kein weg daran vorbei, angeblich rekordverdaechtige 25 songs aufgenommen. 10 davon bildeten schluszendlich jenes portofilio, das an gut 20 verschiedene labels ausgeschickt wurde. 2 davon schrieben immerhin retour, dasz sie kein interesse haetten, der rest antwortete ueberhaupt nicht. Als die sache klar war, tobte Jimmy; Er habe Perlen an saeue verschickt, die ueberhaupt keine ahnunug haetten, welche lieder wirklich mitten ins herz gehen wuerden und welche blosz durchgemixte scheisze seien. Er erzaehlte allen davon, ob sie es hoeren wollten oder nicht. Andererseits war einigen klar, dasz sich der flop mit The Stiletto Heels wohl einfach herumgesprochen hatte. Alles was aus dieser ecke kam wurde nun scheinbar fallengelassen, wie eine heisze kartoffel.
Somit nahm der umtriebige jedoch gluecklose plattenladen-besitzer die sache selbst in die hand. Er gründete Bad Taste Records, liesz sich auf pump ein paar tausend exemplare des vorstellungs-tapes auf vinyl pressen, schickte einige davon an radio-djs oder die musikpresse und kaufte seinen kuenstler als vorprogramm in die tour einer aufstrebenden saengerin ein. Jimmy riskierte viel, er spuerte einfach das richtige blatt zu haben. Was nicht immer heiszt, man muesse auch gewinnen, denn Sad Robert kam von dieser konzertreise nie mehr zurueck. Wo er geblieben war weisz der teufel, den er mitunter gerne besang. Seine spur verlor sich kurz vor ende der 35-konzerte-tour. Er ging nach einem auftritt von der buehne und ward nicht mehr gesehen. Manche meinten er geriet in die faenge einer sekte wogegen andere wissen wollten, dasz er unter geaendertem namen eine neue karriere gestartet haette. Einige hingegen waren sich sicher, er haette ein leben abseits der musik gewaehlt. Aber leute die Jimmy kannten, vermuteten hinter vorgehaltener hand, es haette wieder mal mit seinen spielschulden zu tun gehabt. Fakt jedenfalls war, ein groszteil der alben von Sad Robert Miller landete auf einer muellhalde. Boese zungen behaupteten, dasz für diese entsorgung noch zusaetzlich geloehnt werden muszte. Dabei war das geld für die finanzierung des acts ohnehin von leuten geborgt worden, die bezueglich der rueckzahlung ziemlich pingelig waren. Abgesehen von nahezu allen zaehnen verlor Jimmy nun auch das verbliebene geschaeft und konnte sich noch gluecklich schaetzen, mit dem leben davongekommen zu sein. Andere aus diesen kreisen hatte es angeblich schon groeber erwischt.
Doch Jimmy war eben ein stehauf-maennchen. Er tauchte einige zeit unter und nach erfolgter genesung hatte er kurzfristig, mit von seiner betagten mutter geborgtem geld und der reaktivierten gluecks-unterhose, eine kurze gewinnstraehne. Dies verhalf ihm zu einer neuen platten-stube. Klein aber sein. Dieser spruch war passend, denn enger ging fast nicht mehr und so hiesz das ganze dann auch Recordbox - obwohl shoebox fast treffender gewesen waere. Er war in dieser situation jedenfalls wieder total in seinem element - oder war es blosz ueberlebensinstinkt, denn irgendwie setzte er bei den warenbestellungen fast immer auf die richtige auswahl. Viel spielraum gab es fuer ihn ohnehin nicht, fehlbestellungen konnte er sich damals nicht leisten. So hatte er zumeist die angesagte mucke im laden, oft vor den anderen. Dies sprach sich herum, zog kundschaft an und bald zog er in eine groeszere lokalitaet, fast gegenueber. Sein publikum ging dann gerne dort hin, es herrschte eine freundschaftliche atmosphaere und Jimmy hatte als draufgabe immer eine geschichte zu erzaehlen. Zumeist mit ihm in der hauptrolle, auch wenn nicht alles der wahrheit entsprach.
Bald darauf begann er nebenbei in einem tanzschuppen konzerte zu veranstalten. Er hatte ja den erwaehnt guten riecher für das sortiment entwickelt, somit bemuehte er den einen oder anderen act auch gleich zu einem auftritt. Sofern diese in der gegend unterwegs und erschwinglich waren. Damit veranstaltete er anfangs zwei bis drei shows pro monat, jedoch mit steigender tendenz. Ebendort, im wohl ironisch genannten Grande Ballroom, arbeitete Katarina als servierkraft. Die war huebsch, einerseits lustig & gesellig sowie um kernige sprueche nie verlegen, zog andererseits aber auch klare grenzen. Bloede anmache ging bei ihr ueberhaupt nicht, da war sie erbarmungslos, zog grapschern schon mal eine bierflasche über die ruebe, waehrend sie am nachbartisch noch die bestellung aufnahm. Denen verging dann schnell das schmierige grinsen. Genau Jimmy´s kragenweite, der war feuer & flamme für sie. Machte ihr bei jeder gelegenheit linkisch den hof, das war peinlich mitanzusehen, mitunter muszte man befuerchten, dasz sie einen seiner plumpen sprueche in die falsche kehle bekam. Doch, unglaublich aber wahr, schluszendlich hatte der alte loser erfolg und die beiden kamen sich naeher, wurden da & dort gemeinsam gesehen, waren schlieszlich ein paar. Jimmy war wieder gluecklich – fürs erste.
Katarina wanderte vom Grande Ballroom ins Recordbox und es dauerte nicht lange, bis sie dort das kommando uebernahm und ihren holden in die defensive draengte. Somit verlegte er sich bald mehrheitlich auf das veranstalten von konzerten. Bespielte nun auch andere buehnen der stadt und dies relativ erfolgreich. Irgendwie eine einfache rechnung, denn die vertreter der plattenfirmen, die ja im geschaeft zumeist mit ihren produkten vorstellig wurden, hatten mitunter den einen kuenstler oder die andere kuenstlerin, also meistens newcomers, welche sie vor publikum praesentieren oder abtesten wollten. Somit bot Jimmy eine ideale plattform, für die er mitunter extra abkassierte. Dieser zusaetzliche geschaeftszweig begann fruechte zu tragen. Daher begann er nun auch in anderen gegenden auftrittsflaechen zu buchen, um sogar kleine promo-tourneen organisieren zu koennen. Dem entsprang ein eigenes buero namens Live Promos, das im alten, ehemaligen Recordbox beheimatet war. Belegt mit zwei angestellten, die sich um die ablaeufe kuemmerten. Zusaetzlich arbeitete er vor ort noch mit dort ansaessigen leuten zusammen. Um den verkauf im laden kuemmerte er sich kaum mehr, denn dies bewerktstelligte ja seine gefaehrtin und die hatte laengst alles umgekrempelt plus eine ihrer freundinnen als hilfe angestellt. Da fuehlte er sich eher fehl am platz. Auch schien die anfaengliche begeisterung fuereinander etwas abgekuehlt zu sein, man hatte doch weniger gemeinsam als man dachte.