Donnerstag, 5. September 2019
Fuenftes Kapitel
Erstellt von Zwei Weg Blog um 22:39
Fuenftes Kapitel
Sally, ihr vater war banker, die mutter lehrerin gewesen. Ergab in summe eine steife erziehung, mit mehr regeln als freiheiten. Klosterschule, internat, geigenunterricht, kirchenchor. Mit 15 jahren buexte sie das erste mal aus, mit ihrem um vier jahre aelteren freund. Dabei landeten sie bei einer gemeinschaft, die in wohnwagen umherzog, so eine art zirkus und doch wieder nicht, eher eine freak-show. Jedoch grenzenlose freiheit, lagerfeuer-romantik, halluzinogene traumwelten und ungezwungene, ausufernde liebe. Aber das glueck war nur von kurzer dauer, denn bald darauf hatte sie ein beauftragter privatschnueffler aufgespuert und brachte sie nach hause. Die wagen gingen in flammen auf, deren bewohner landeten teilweise in geschlossenen anstalten und ihr liebhaber irgendwo blutverschmiert im gefaengnis. Sie sah ihn nie wieder.
Von da an stand sie noch staerker unter beobachtung, hatte jedoch mittlerweile die liebe zum rock & roll entdeckt und rebellierte gegen alles und jeden. Ihre geige verbrannte sie im offenen kamin. Ihre eltern befuerchteten, sie waere vom teufel besessen, wogegen Sally sich berufen fuehlte, erleuchtet. So schlich sie mitunter spaetabends, wenn alles schlief, in die live-clubs der umgebung. War von all diesen wilden, freien, unbekuemmerten musikern fasziniert, deren naehe versetzte sie in hochstimmung. Zumindest wirkte all dies so zwanglos auf sie, ganz anders als sie es von zu hause gewohnt war. Natuerlich traf man, wenn man in diesem dunstkreis immer wieder auftauchte, gleichgesinnte und schlosz freundschaften. Susi, Juan, Claudia und wie sie alle hieszen, waren auf der gleichen wellenlaenge unterwegs. Ausgestoszene, miszverstandene, getriebene, begeisterte, bessesene wie sie und garantiert traf man jemanden von ihnen, wann immer angesagte musiker in der naehe halt machten. Manche der kuenstler, mitunter auch kuenstlerinnen, lernte man dann auch persoenlich kennen, blieb mitunter in kontakt. Zwei jahre spaeter haute sie abermals ab, ging das erste mal mit auf konzertreise. Ein lokaler act tourte 14 tage durch die gegend und sie war als guter geist mit an bord. Alles auf anschlag drehen und mit vollgas durch die verkackte galaxis, lautete die devise. Es war für sie wieder mal das ultimative erlebnis – keine verbote, keine auflagen, augen zu und sich einfach fallen lassen, irgendjemand wuerde dich schon auffangen und der oder die waere dann dein prinz respektive prinzessin. Kam einfach nur megageil rueber, das ganze. Eigentlich wollte sie gar nicht mehr nach hause, doch irgendwann geht auch die schoenste zeit zu ende und Sally landete wieder daheim.
Da gab es vorerst mal einen monat hausarrest, danach nahm sie der vater persoenlich unter die fittiche, sie begann in der bank zu arbeiten. Disziplin, puenktlichkeit, genauigkeit, kleidungsvorschriften etcetera. Alles was sie so gar nicht war, doch es gab einfach kein entkommen - zumindest tagsueber, aber in der freizeit, wann immer es moeglich war, stellte sie wieder alles auf den kopf. Alleine dieses gefuehl, wenn man vor der show die noch fast leere auftritts-lokalitaet betritt, dieser geruch von kaltem rauch, getrocknetem schweisz, etwas leder oder denim, durchgebrannte elektronik, restalkohol und sonstige rauschmittel - oder was immer das war, moeglicherweise etwas pisse. Egal, jedenfalls genau ihre duftnote, exakt ihr lifestyle. Wogegen diese ganzen seminare, teekraenzchen, theaterbesuche mit frau mama und ihren langweiligen, bornierten freundinnen, geschaeftsessen, besprechungen oder komittee-versammlungen mit dem herrn papa, all dies ging ihr total am arsch vorbei. Am liebsten wuerde sie irgendwie im musik-geschaeft mitmischen, damit ihr geld verdienen. Direkt die buehne war jetzt nicht ihr ziel, doch dahinter oder so. Wie auch immer, als sie mit zwei der maedels mal bei so einer angesagten truppe, die ein konzert in ihrer naehe gab, abhing, da lernte sie deren manager kennen. Okay, der lief rum wie ein banker, war jedoch anders als dad und die ganzen anderen sesselfurzer, hatte das gewisse etwas und alles im griff. Der engagierte sich fuer seine jungs, brachte sie ins richtige licht und klaerte alles bis ins letzte detail mit dem veranstalter. Der war business, sprach aber rock & roll und dies nicht zu knapp. Das hatte ihr imponiert. Sie wollte kuenftig auf der einen seite von ihrem vater mehr über geschaefte wie auch finanzen lernen und auf der anderen noch genauer hinter die kulissen des musik-geschaefts blicken. Moeglicherweise kaeme dann, wenn man eins und eins zusammenzaehlt, etwas ordentliches dabei raus. So oder aehnlich hatte sie sich dies zumindest vorgestellt.
Dienstag, 27. August 2019
Viertes Kapitel
Erstellt von Zwei Weg Blog um 18:58
Viertes Kapitel
Doch es sollte noch dicker kommen. Kleinvieh verursacht kaum mist, doch wenn etwas groeszer wird, erfolgreicher, dann erweckt es aufsehen, begehrlichkeit, neid. Einem gestandenen promoter mit undurchsichtigen verbindungen, der zusaetzlich in diversen lokalitaeten spielautomaten wie auch jukeboxes aufstellte, paszte diese quereinsteiger-konkurrenz ueberhaupt nicht. Der verstand keinen spasz und sabotierte Jimmy von nun an massiv. Shows wurden gestoert - am eingang gab es zoff, drinnen wurde gerauft - lokalbesitzer bedroht, kuenstler belaestigt, geschaeftspartner angefeindet. Schmierige typen besuchten mitunter Jimmy´s buero und aergerten das personal. Mitunter guckte auch mal wer im Recordbox vorbei, dort fiel dann unbeabsichtigt etwas runter, da konnte Katarina noch so toben, die waren kurz danach wieder weg. Es lief einfach immer weniger nach plan und es sprach sich wie gewohnt herum in der branche, dasz Jimmy probleme hatte. Man begann ihn zu meiden, die labels zogen sich zurueck, acts blieben aus und er wieder mal auf den kosten sitzen. Hatte nicht wirklich etwas entgegenzusetzen, somit stuerzte das kartenhaus langsam aber sicher ein und schluszendlich muszte er alles um ein butterbrot abtreten – inklusive Recordbox. Zu guter letzt verließ ihn noch Katarina, wanderte wieder zurueck in den Grande Ballroom, der sich, dank Jimmy´s einst ueppigen buchungsauftraegen, nicht nur ordentlich herausgeputzt sondern auch vergroeszert hatte. Sie stieg angeblich mit beteiligung dort ein.
Der abermals gescheiterte hingegen suchte zuflucht im alkohol und wurde mit offenen armen aufgenommen. Infolge zog er bei seiner alten, gebrechlichen mutter ein und lag ihr auf der geldboerse. Einen job suchte er erst gar nicht. Entweder schlief er seinen rausch aus oder er verschaffte sich einen neuen. Bei einer seiner sauftouren traf er zufaellig auf den inhaber eines kleinen musik-labels, der gerade auf der durchreise war. Dieser erzaehlte von problemen seine produkte unterzubekommen, da die groszen firmen alles versuchen wuerden, um emporkoemmlinge zu verdraengen. Als unabhaengiger haette man es doppelt und dreifach schwer, da auch das geld für produktion & marketing knapp sei. Er wuerde seinen raster gerne besser praesentieren, in einem shop, von wo aus mittels postversand ein groeszeres, nationales oder gar internationales gebiet beackert werden koennte. Angeblich hatte er einige junge bands unter vertrag, die hungrig darauf waeren ihren wilden, ungezaehmten rock in die welt hinausschreien zu duerfen. Bald kam man zur einsicht, dasz man auf einer wellenlaenge lag. Somit bot dieser typ Jimmy an, er wuerde ihm etwas geld für eine passende lokalitaet borgen, wo dann eben seine produkte im gegenzug eine deutlich bessere praesentation haetten, Jimmy hingegen dafuer prozentuell einen groeszeren schnitt machen wuerde, jedoch auch den versand erledigen mueszte. Eine art franchise eben. Der alte haudegen brauchte nicht lange darueber nachdenken, er kannte diese art von problemen nur zu gut, dies klang definitiv nach rettungsanker. Er brachte sich wieder in form, es wurden vertraege aufgesetzt und die dinge begannen sich zu entwickeln.
Willkommen im Veni Vidi Vinyl store. Die partnerschaft hielt immer noch, das Garage Sounds label war ein gutes stueck gewachsen und mit seiner mutigen auswahl an kuenstlern als auch kuenstlerinnen immer für eine entdeckung gut. Es wurden keine charts gestuermt, doch der beliebtheitsgrad wurde vergroeßert, die nachfrage nach tontraegern gesteigert. Man hatte sich einen guten namen erarbeitet und das geschaeft entwickelte sich – auch wenn Jimmy dies gerne anders darstellte.
Als Frank nach getaner arbeit wieder mal im laden vorbeikam um sich durch einige neuerscheinungen zu hoeren, kam ploetzlich dieses tolle maedel durch die tuere rein. Genau jene, die bei dem letzten konzert ganz vorne gestanden war und danach ploetzlich im backstage-bereich verschwunden war. Wie die schon wieder gestylt war; Bikerjacke, bandshirt natuerlich, fetzige jeans und cowgirl-boots. Was will man mehr? Er muszte jetzt irgendetwas sagen, egal was und das wollte er auch, doch es kam kein ton raus. Sie schwebte an ihm vorbei in richtung Wolfgang, der hinter dem verkaufspult etwas sortierte. Diese chance hatte er jetzt wieder mal verpaszt, er muszte lockerer werden. Lehnte sich daher neben ihr laeszig gegen die wand und blies seinen kaugummi zu einer blase auf. Diese platzte und teile davon blieben auf seiner nase kleben. Sie muszte lachen, doch Frank war es peinlich. Er zog den gummi von der nase und steckte ihn wieder in den mund. Nun war ihr scheinbar das lachen vergangen. Okay, dies haette man auch anders loesen koennen. In diesem moment bemerkte er die erde unter seinen fingernaegeln und steckte die haende in die hosensaecke. Gaertnern ist eben zumeist drecksarbeit und wenn man es dann auch noch eilig hat, bleiben mitunter reste zurueck. Aber erde ist doch nichts schlechtes, mutter natur und so, aber eben jetzt vielleicht unpassend gewesen. Andererseits, auch rock & roll ist dreckig – oder sollte es zumindest sein. In dem moment kam Samuel durch die tuere, was machte der denn schon hier. Waehrenddessen hatte diese rock-braut Wolfgang nach einem der acts aus dem quasi haus-sortiment gefragt und dieser ging nach hinten um besagtes teil zu holen. Samuel hingegen steuerte schnurstracks auf sie zu und sprach sie auf das konzert an. Er haette sie dort in der ersten reihe gesehen und blah, blah, blah, blah. Der nahm ihm das gesamte konversations-material, das war unglaublich. Die beiden kicherten über irgendeinen bloedsinn. Frank raeusperte sich mehrmals, half jedoch nichts. Ihren namen hatte Samuel bereits in erfahrung gebracht, unglaublich, wenn die noch laenger palavern taeten, waeren sie am ende gar verheiratet, bevor Frank ueberhaupt ins gespraech kommen wuerde. Okay, jetzt aber, er drehte sich zu den beiden; =Dddddiese Radio Butchers sind wwwwirklich eine gute wahl=, stotterte er in ihre richtung. Kacke, schosz es ihm ein und er sprach ueberlegt weiter; =Ddiiie bringen jetzt bald ihr zweites album raus. Habe schon ein, zwei songs davon gehoert=, log er, hauptsache es lief wieder. =Kennst du die vielleicht gar=, fragte sie interessiert. =Arbeite quasi fuer das label=, kam es zurueck, =also hier.....gelegentlich im laden......das gehoert irgendwie zusammen und da trifft man den einen kuenstler oder auch die andere kuenslterin und ist gerne behilflich=. =Unglaublich=, witzelte Samuel, =da bist du so etwas wie die zweite meinung, wenn es ganz heisz hergeht=. Sie kicherte abermals. Jetzt reicht es mir, kam es Frank in den sinn, das ist kein freund sondern ein feind. =Sagen wir mal so=, stieg er wieder ein, =ich gebe meinen senf dazu, wenn noetig=. =Zu was denn=, fragte Wolfgang, er war gerade mit dem debuetalbum der truppe aus dem lager zurückgekehrt. =Frank, die schulter zum anlehnen, für alle aufstrebenden kuenstler des Garage Sounds rasters=, scherzte Samuel in seiner bloeden art. In diesem moment kam Jimmy gleichfalls aus dem lager. =Aaah, Radio Butchers, gute wahl=, liesz er wissen. =Die habe ich noch auf ihrer ersten kurz-tournee veranstaltet, da hatten sie noch nicht mal einen plattenvertrag=. Alle in deckung, dachte Frank, jetzt kommt wieder eine unendliche geschichte und auch die anderen beiden jungs verdrehten die augen. Der bosz war jetzt nicht mehr zu bremsen, obwohl er eigentlich gar nicht so verstaendlich sprach, wenn man seine aussprache nicht gewohnt war. Angeblich hatte dies mit dem verlust seiner zaehne und deren fragwuerdigen ersatz zu tun. Er war damals eben ganz knapp bei kasse gewesen. Trotzdem, eine anekdote jagte die naechste, feuer & flamme war der alte hirsch ploetzlich für diese kundin, wie es aussah. Dessen gluecks-straehne bei frauen mueszte doch jeglichen drang laengst unterdrueckt haben. Doch der kam von einer band zur naechsten und untermalte das ganze auch noch mit musik-beispielen. Wolfgang hatte mittlerweile den rollbalken halb heruntergezogen und Samuel nickte permanent mit dem kopf richtung tuere. Kampflos wuerde Frank jedoch das geschaeft nicht verlassen. Da laeutete das telefon, ein anruf für Jimmy, der entschuldigte sich. Diese unterbrechung nutzte Sally, wie nun bekannt war, um das album zu bezahlen und Frank wiederum, um ihr eine 7-inch unter die nase zu halten. =Die sind eine empfehlung von fan zu fan, werden ganz grosz rauskommen. Sie sind bei einem big player unter vertrag, da steckt eine ganze maschinerie dahinter, die muessen greifen, das geht gar nicht anders. Eine kleine aufmerksamkeit von mir an dich=, zwinkerte er ihr zu und sie laechelte. Wie zum hohn legte Wolfgang umgehend den kassenbon dafuer auf den tisch. Da fiel Frank ein, dasz er seine beschissene geldboerse in der arbeitshose gelassen hatte. =Hast du etwa angst, ich wuerde ohne zu zahlen durchbrennen=, hielt er erbost dagegen. =Ist schon in ordnung=, war Jimmy nun wieder da, =die geht auf mich=, zwinkerte er in richtung seiner vorigen gespraechspartnerin. Frank verzog die lippen zu einem mueden laecheln, er wollte diesen nebenjob ja nicht verlieren. Sally verabschiedete sich inzwischen, sie muesse weiter. Alle anderen wurden irgendwie kollektiv unruhig. Sie winkte in die runde und tauchte mit einer eleganten drehung ins freie. Eigentlich wollte nun jeder hinterher, doch keiner sich als erster bewegen. Scheisz situation, was jetzt, gruebelte Frank und schrie ploetzlich; =Meine verdammte brieftasche habe ich doch glatt in der gaertnerei vergessen, moeglicherweise erwische ich dort noch jemanden=, und rannte richtung tuere. Als er gegen den rollbalken schlug, hoerte er noch in weiter ferne wie Samuel meinte, doch ohnehin seinen schluessel dabeizuhaben. Alles um ihm herum explodierte ploetzlich in allen farben und diese Sally, ploetzlich war sie wieder da und spielte zu dem riesen-feuerwerk eine fuenfhalsige gitarre, wobei die funken nur so spruehten. Mann oh mann, so etwas hatte er ja noch nie gesehen, geiler als die figuren in Mutter´s vitrine. Sie winkte ihm nun mit beiden haenden zu sich und warf dazu ihr grell leuchtendes haar in den nacken. Die war einfach spitzenklasse, doch Frank konnte weder nach vorne noch zurueck, sein koerper versagte den dienst, er lag wie ein hilfloser kaefer auf dem ruecken. Sally entfernte sich mittlerweile immer mehr von ihm, bis sie nirgendwo mehr zu sehen war. Dafuer erschien vor seinen trueben augen nun Jimmy´s low-budget-fresse, er hielt ihm ein tuch mit eingewickelten eiswuerfeln auf die massiv anwachsende beule. =Willkommen zurueck, kumpel=, bemerkte Wolfgang und Samuel steuerte ein =jawohl= bei. Darauf geschissen, dachte Frank, er waere lieber mit diesem rock & roll traum um die haeuser gezogen, doch davon war nichts mehr zu sehen. So ploetzlich wie sie abermals in sein leben getreten war, verschwand sie auch wieder. Er wollte eigentlich gar nicht aufstehen, koennte ihm nicht jemand nochmals eins ueberbraten, damit er wieder in diese scheinwelt eintreten wuerde, auf eine jam-session mit dieser rock-goettin.
Mit vereinten kraeften kam er wieder auf die beine. Stand kurzatmig mitten im laden und hielt ein tropfendes tuch gegen seine ramponierte ruebe. Ihm war schlicht zum heulen. Jimmy kam mit einem gut gekuehlten six-pack aus dem buero und legte begleitend etwas beruhigendes auf den plattenteller. Die runde liesz den arbeitstag nun gemaechlich ausklingen, man lachte mittlerweile ueber das kleine miszgeschick, in freude, dasz alles glimpflich ausgegangen war. Dumm gelaufen, doch in Frank´s brummenden schaedel spukte immer noch seine traumfrau herum, er muszte sie einfach wiedersehen, diese........., diese..........., diese......
Dienstag, 20. August 2019
Drittes Kapitel
Erstellt von Zwei Weg Blog um 15:37
Drittes Kapitel
Blieb aber nicht bei dem einen mal, wo eine vom eigentuemer des Veni Vidi Vinyl stores gezuendete karriere-rakete nach hinten losging. Scheinwerfer auf Sad Robert Miller, so hiesz oder nannte der sich, stand mitunter an allen moeglichen hausecken der stadt beziehungsweise trat gelegentlich in verpiszten kellerlokalen auf. Drosch in seine verstimmte gitarre und jammerte dazu seine selbstverfaszten verse. Damit war er auch Jimmy aufgefallen, der sich, nachdem er die frau plus band sowie gefuehlt eigentlich alles verloren hatte, immer noch nicht richtig erholt hatte. Miller´s traurige, sparsam arrangierte musik ware wie opium fuer den vom schicksal gepeinigten, er konnte gar nicht mehr genug davon bekommen. Fand die ganze welt sollte dieses geklage hoeren, diesen schmerz fuehlen. Daher tauchte er kuenftig immer wieder mal vor ort auf, wenn Robert musizierte. Mitunter auch mit freunden oder bekannten. Spendierte dem kuenstler fuer gewoehnlich einen drink oder zwei, sah in ihm einen leidensgenossen. Schluszendlich lud er den musiker ein, doch in seinem verbliebenen laden zu performen. Da wurden dann sogar erfrischungen gereicht, somit kam zusaetzliche kundschaft, die man sonst nicht sah. Darum wurde es wiederholt & wiederholt.
Um das ganze abzukuerzen, Jimmy kannte vom kartenspielen jemanden, der hatte ein kleines kellerstudio. Dieses war duerftig eingerichtet und paszte somit prima zu den arragements des Sad Robert Miller. An einem wochenende wurden dort, mit Jimmy als produzenten - da fuehrte naemlich kein weg daran vorbei, angeblich rekordverdaechtige 25 songs aufgenommen. 10 davon bildeten schluszendlich jenes portofilio, das an gut 20 verschiedene labels ausgeschickt wurde. 2 davon schrieben immerhin retour, dasz sie kein interesse haetten, der rest antwortete ueberhaupt nicht. Als die sache klar war, tobte Jimmy; Er habe Perlen an saeue verschickt, die ueberhaupt keine ahnunug haetten, welche lieder wirklich mitten ins herz gehen wuerden und welche blosz durchgemixte scheisze seien. Er erzaehlte allen davon, ob sie es hoeren wollten oder nicht. Andererseits war einigen klar, dasz sich der flop mit The Stiletto Heels wohl einfach herumgesprochen hatte. Alles was aus dieser ecke kam wurde nun scheinbar fallengelassen, wie eine heisze kartoffel.
Somit nahm der umtriebige jedoch gluecklose plattenladen-besitzer die sache selbst in die hand. Er gründete Bad Taste Records, liesz sich auf pump ein paar tausend exemplare des vorstellungs-tapes auf vinyl pressen, schickte einige davon an radio-djs oder die musikpresse und kaufte seinen kuenstler als vorprogramm in die tour einer aufstrebenden saengerin ein. Jimmy riskierte viel, er spuerte einfach das richtige blatt zu haben. Was nicht immer heiszt, man muesse auch gewinnen, denn Sad Robert kam von dieser konzertreise nie mehr zurueck. Wo er geblieben war weisz der teufel, den er mitunter gerne besang. Seine spur verlor sich kurz vor ende der 35-konzerte-tour. Er ging nach einem auftritt von der buehne und ward nicht mehr gesehen. Manche meinten er geriet in die faenge einer sekte wogegen andere wissen wollten, dasz er unter geaendertem namen eine neue karriere gestartet haette. Einige hingegen waren sich sicher, er haette ein leben abseits der musik gewaehlt. Aber leute die Jimmy kannten, vermuteten hinter vorgehaltener hand, es haette wieder mal mit seinen spielschulden zu tun gehabt. Fakt jedenfalls war, ein groszteil der alben von Sad Robert Miller landete auf einer muellhalde. Boese zungen behaupteten, dasz für diese entsorgung noch zusaetzlich geloehnt werden muszte. Dabei war das geld für die finanzierung des acts ohnehin von leuten geborgt worden, die bezueglich der rueckzahlung ziemlich pingelig waren. Abgesehen von nahezu allen zaehnen verlor Jimmy nun auch das verbliebene geschaeft und konnte sich noch gluecklich schaetzen, mit dem leben davongekommen zu sein. Andere aus diesen kreisen hatte es angeblich schon groeber erwischt.
Doch Jimmy war eben ein stehauf-maennchen. Er tauchte einige zeit unter und nach erfolgter genesung hatte er kurzfristig, mit von seiner betagten mutter geborgtem geld und der reaktivierten gluecks-unterhose, eine kurze gewinnstraehne. Dies verhalf ihm zu einer neuen platten-stube. Klein aber sein. Dieser spruch war passend, denn enger ging fast nicht mehr und so hiesz das ganze dann auch Recordbox - obwohl shoebox fast treffender gewesen waere. Er war in dieser situation jedenfalls wieder total in seinem element - oder war es blosz ueberlebensinstinkt, denn irgendwie setzte er bei den warenbestellungen fast immer auf die richtige auswahl. Viel spielraum gab es fuer ihn ohnehin nicht, fehlbestellungen konnte er sich damals nicht leisten. So hatte er zumeist die angesagte mucke im laden, oft vor den anderen. Dies sprach sich herum, zog kundschaft an und bald zog er in eine groeszere lokalitaet, fast gegenueber. Sein publikum ging dann gerne dort hin, es herrschte eine freundschaftliche atmosphaere und Jimmy hatte als draufgabe immer eine geschichte zu erzaehlen. Zumeist mit ihm in der hauptrolle, auch wenn nicht alles der wahrheit entsprach.
Bald darauf begann er nebenbei in einem tanzschuppen konzerte zu veranstalten. Er hatte ja den erwaehnt guten riecher für das sortiment entwickelt, somit bemuehte er den einen oder anderen act auch gleich zu einem auftritt. Sofern diese in der gegend unterwegs und erschwinglich waren. Damit veranstaltete er anfangs zwei bis drei shows pro monat, jedoch mit steigender tendenz. Ebendort, im wohl ironisch genannten Grande Ballroom, arbeitete Katarina als servierkraft. Die war huebsch, einerseits lustig & gesellig sowie um kernige sprueche nie verlegen, zog andererseits aber auch klare grenzen. Bloede anmache ging bei ihr ueberhaupt nicht, da war sie erbarmungslos, zog grapschern schon mal eine bierflasche über die ruebe, waehrend sie am nachbartisch noch die bestellung aufnahm. Denen verging dann schnell das schmierige grinsen. Genau Jimmy´s kragenweite, der war feuer & flamme für sie. Machte ihr bei jeder gelegenheit linkisch den hof, das war peinlich mitanzusehen, mitunter muszte man befuerchten, dasz sie einen seiner plumpen sprueche in die falsche kehle bekam. Doch, unglaublich aber wahr, schluszendlich hatte der alte loser erfolg und die beiden kamen sich naeher, wurden da & dort gemeinsam gesehen, waren schlieszlich ein paar. Jimmy war wieder gluecklich – fürs erste.
Katarina wanderte vom Grande Ballroom ins Recordbox und es dauerte nicht lange, bis sie dort das kommando uebernahm und ihren holden in die defensive draengte. Somit verlegte er sich bald mehrheitlich auf das veranstalten von konzerten. Bespielte nun auch andere buehnen der stadt und dies relativ erfolgreich. Irgendwie eine einfache rechnung, denn die vertreter der plattenfirmen, die ja im geschaeft zumeist mit ihren produkten vorstellig wurden, hatten mitunter den einen kuenstler oder die andere kuenstlerin, also meistens newcomers, welche sie vor publikum praesentieren oder abtesten wollten. Somit bot Jimmy eine ideale plattform, für die er mitunter extra abkassierte. Dieser zusaetzliche geschaeftszweig begann fruechte zu tragen. Daher begann er nun auch in anderen gegenden auftrittsflaechen zu buchen, um sogar kleine promo-tourneen organisieren zu koennen. Dem entsprang ein eigenes buero namens Live Promos, das im alten, ehemaligen Recordbox beheimatet war. Belegt mit zwei angestellten, die sich um die ablaeufe kuemmerten. Zusaetzlich arbeitete er vor ort noch mit dort ansaessigen leuten zusammen. Um den verkauf im laden kuemmerte er sich kaum mehr, denn dies bewerktstelligte ja seine gefaehrtin und die hatte laengst alles umgekrempelt plus eine ihrer freundinnen als hilfe angestellt. Da fuehlte er sich eher fehl am platz. Auch schien die anfaengliche begeisterung fuereinander etwas abgekuehlt zu sein, man hatte doch weniger gemeinsam als man dachte.